Dienstag, 23. Dezember 2008

Haliotis´ Permakultur


10.7.08/BG

Auf dieser Seite lesen Sie über Permakultur bei Haliotis -
- Aktuelles
- Führungen und Vorträge
- Aufsätze aus und über Haliotis

- Haliotis` Beratung und Gestaltung zu Permakultur-Gärten und Plantagen
- Über Haliotis´ Permakultur

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- Aktuelles

Das Programm für das Haliotis-Praktikum in naturnaher Garten- und Landkultur hier einzusehen.

Die Wachsenden Hügelbeete stehen in Blüte - Cistrosen zu hunderten ...

- Führungen und Vorträge
Bernd Gerken bietet Führungen und Vorträge zu Themen der Permakultur an. Termine, Orte und Programm auf Absprache. Wir empfehlen den Besuch des Projektgebiets von Haliotis. Weitere Termine und Themen enthält das Aktionsprogramm.

- Aufsätze aus und über Haliotis
Bernd Gerken bietet Zeitschriften Texte aus der Tätigkedit bei Haliotis an. Aufsätze erschienen jüngst in Natürlich Leben (ISSN 1433 6545) und Natürlich Gärtnern, OLV-Verlag, ISSN 09444564

- Haliotis` Beratung und Gestaltung zu Permakultur-Gärten und Plantagen
Für Beratung und Gestaltung von Permakultur-Gärten und Plantagen unter anderem nach den bei Haliotis verwirklichten Ideen bietet Bernd Gerken seine Dienstleistung an. Er kommt auf Wunsch sich den zu gestaltenden Bereich mit den Verantwortlichen anzusehen. Diese Dienstleistung erfüllt er als Kleinunternehmer (steuerlich beim Finanzamt Höxter/Deutschland veranlagt). Die um Gartenrat Fragenden bzw. Auftraggeber sind üblicherweise weder Gärtner noch Permakulturisten. Beim künftigen Werk sollten jedoch von vornherein jene Menschen dabei sein, die das entstehende Werk pflegen und weiterentwickeln werden. Sie sollten vom Beginn an in Konzeption und Ausführung einbezogen werden, um das Werk, das da in gemeinsamer Überlegung verwirklicht wird, in jeder seiner Facetten zu verstehen und die weitere Pflege zunehmend selbständig durchführen zu können. Der Abstimmungs- und Verständnis-gewinnende Vorgang zu Anfang der Aufgabe und während ihrer Umsetzung ist ein wichtiger Teil jeden Auftrags und sein Umfang hängt von den Vorkenntnissen und dem Interesse der Beteiligten ab.

Falls Sie eine Beratung, eine Konzeption oder einen Pflegeplan für Ihr Vorhaben von Bernd Gerken wünschen senden Sie bitte ein e-mail an bghaliotis@gmail.com, rufen Sie bei +351 283 88 10 20 (Portugal) an oder schreiben
nach Portugal
Prof. Dr. Bernd Gerken, Haliotis-Zentrum, Fitos CP 1044, P -7670-604 Santana da Serra
oder in Deutschland an
Prof. Dr. Bernd Gerken, c/o Theo Elberich, Born 28, D – 37696 Marienmünster-Born


- Über Haliotis´ Permakultur
Das Haliotis-Gelände unterliegt, wie der gesamte Südwesten Europas, einer starken Gefährdung durch Erosion. Die stetige Ausschwemmung feiner Bodenteilchen durch die Winterregen und die Ausblasung bedi sommerlicher Dürre bewirkt eine wachsende Verarmung der Standorte und erschwert Jahr für Jahr mehr deren Sanierung. Sogar die Natur selbst tut sich schwer, darauf wieder stabilisierende Vegetation siedeln zu lassen. Das Gedicht „Winter, Werden und Gedeihen“* bezieht sich auf diese Situation. An den kleinen Teichen macht sich die Erosion rasch bemerkbar. Es wird dereinst an ihnen gut erkennbar sein, wenn es gelang die Erosion zu stoppen. (* siehe unten; Im Buch „Momente wahren Lebens“, 2008 im BOD-Verlag, bei Amazon zu bestellen).

„Winter, Werden und Gedeihen“ entstand im Januar beim Betrachten des Haliotis-Teichs unter wolkenverhangenem Himmel. Mehrere Tage hatten sehr reiche und zeitweilig von sehr starkem Sturm begleitete heftige Regenfälle gebracht. Wie bislang beinahe alljährlich führten sie innert kurzem zur Füllung des Teiches mit erosionsbraunem Wasser. Der Teich befindet sich wenige Meter südlich einiger aus Stampflehm gebauter Häuser und des gemeinschaftlichen Essplatzes im Holzhaus - im Süden, als hätte Feng Shui Pate bei der Wahl des Teichplatzes gestanden! - Immerhin wissen wir, dass dieses Erdbraun noch kommt.

Noch? - Viele der zu Anfang des Haliotis-Projekts im April 2002 infolge Überweidung und Maschineneinsatz noch ganz offenen Bodenwunden haben sich inzwischen Dank der natürlichen Wiederansiedlung von Gräsern, Kräutern und Gebüsch geschlossen. Sogar Kork-, Kermes- und Steineichen stehen als unauffällige Zehn- bis Zwanzig-Zentimerlinge in den Startlöchern zum Waldaufbau! Unsere Pflanzungen von Obstgehölzen trugen immerhin einen ideellen Gruß dazu bei – die künftige Fruchtoase und den essbaren Hain haben sie schon begründet. Inzwischen gibt’s von den Pflanzungen aus 2003 die ersten Früchte, Pflaumen vor allem und die ersten, aber noch ganz wenige Aprikosen und Pfirsiche. Jenes „ Dereinst, wie“ mag durch weitere Sukzession sowie hie und da etwas technische Nachhilfe nur noch wenige Jahre erfordern.
Permakultur ist eine Garten- und Landpflegekunst. Sie lässt den Menschen zu keiner Zeit als Angreifer wirken, weder auf die Landschaft noch auf die direkt oder indirekt beteiligten Menschen und ihre lebenden Begleiter. Selbst kurze Katastrophen durch Eingriffe in Landschaft und Boden werden nach Möglichkeit vermieden. Ausnahmen sind gerade auf sehr belasteten oder verarmten Standorten - anfangs - möglich. In der Idee und Praxis der Permakultur würdigt Mensch übrigens sein eigenes Wesen – was eine Betrachtung lohnt!

Bei der Permakultur ist, wie bei jeder fachlich guten Landschaftsplanung und –Gestaltung, eine sehr eingehende Standortuntersuchung erforderlich. Das ist die Voraussetzung zur Vermeidung von Schäden, die durch Eingriffe aus spontaner Idee – aus dem Moment heraus - entstehen könnten (Was keine Aussage gegen spontane Ideen ist – allenfalls für deren gedankliche Kultivierung vor der Freilassung!). Dabei werden sowohl alle unbelebten Faktoren wie Klima, Gesteine und Böden sowie die Lebensgemeinschaften betrachtet. Die Ideen zur künftigen Gestaltung und Nutzung werden auf ihre gesamtökologische Verträglichkeit geprüft. Hinzu kommt die Prüfung der gemeinschaftlichen (sozio-ökonomischen) Verträglichkeit. Daher gehören auch landschaftsgeschichtliche Aspekte zum Permakultur-Konzept, etwa aus der vorhergehenden Nutzungsform, dem Vorhandensein von Resten traditionell bewirtschafteter Gärten, Wasserleitungen etc..

Zu den grundlegenden Ideen der Permakultur zählt das Bewahren des Vorhandenen, sobald es in seinem größeren Zusammenhang als nachhaltig wertvoll erkannt ist. Real gehören dazu traditionelle Gärten, wie wir sie hier in Südportugal vorfinden. Wir finden selbst in den schmalsten Tälchen Gärten, die der Struktur nach Waldgärten gewesen sein dürften. Doch wird ihnen seinerzeit diesen Namen niemand gegeben haben. Garten aus dem Wald zu entwickeln ist landschaftlich-menschliche Selbstverständlichkeit. Es galt einfühlsam des Waldes moderates Klima auch der Nutzkultur zu bieten und zu erhalten. Das war eine ungefragte Selbstverständlichkeit – zudem wir Menschen uns als Lebensform aus dem Wald und der reichen Savanne herleiten – das ist wie unsere zweite Haut! In solchen Strukturen ist unsere Heimat.

Permakultur ist eine praktische Kunst, die stets Ideenfülle beschert und das Glück des ganzjährigen jederzeitigen Beobachtens, Pflegens, Säens und Erntens offenbart, gerade so wie es das Klima am Standort ermöglicht. Sie wurde speziell für nachhaltige und naturverträgliche Nutzgärten wiederentdeckt, doch ist sie auch für Ziergärten und Parks geeignet. In denen führt sie dann ganz nebenbei zu „essbaren Ziergärten und Parks“. Dementsprechend bietet es sich an, künftig Forst- und Waldkulturen ebenfalls zu „essbaren Forst- und Waldkulturen“ umzugestalten. Es würde die Akzeptanz einer waldbaulichen Landnutzung in der Bevölkerung steigern und das Nutzungs- und Nahrungsspektrum erweitern. Man stelle sich das mal in einer Großstadt wie Berlin vor! Da könnten die Leute im Park ihr Sonntagsmahl pflücken und sammeln!

Europa ist von Natur aus ein Waldland. Das ist allerdings nicht der dunkel-bedrohliche Rotbuchen oder Rotfichtenforst, wie er uns derzeit flächenprägend begegnet. Europas Naturwald ist artenreich, durch Licht- und Schattenarten in raum-zeitlichem Mosaik geprägt. Die dem Kontinent angemessene Waldkultur ist eine permakulturelle Waldwirtschaft. Nutzholz bietet sie reich – aber mehr als nur Holz.

Recht betrieben gibt sie die Garantie steter Fülle. Mit Permakultur gelingt es, selbst stark degradierte Standorte und Lebensräume wieder zu blühendem und fruchtendem Leben zu führen.

Sie arbeitet und wirtschaftet jenseits einer übernutzenden (exploitierenden) Ausschöpfung ihrer Standorte. Insofern wirkt sie ganz anders, als die moderne Landwirtschaft, die Übernutzungen wissentlich akzeptiert und sie mit Maschinenkraft, chemischen und biotechnischen Mitteln auszugleichen versucht. Mit Permakultur gestaltete Nutzlandschaft liefert keine monotone Agrarlandschaft. Schlaggrößen von vielen Hektaren bis Quadratkilometern sind ihr fremd. Mosaik ist ihr Modell. Permakulturelle Mischkultur respektiert kleinräumige Unterschiede in Relief, Boden und Kleinklima, pflegt diese Unterschiede und setzt sie in der Gestaltung der Anbauflächen sinnvoll um.

Permakulturell genutzte Landschaft bietet vom Aspekt räumliche und auf Pflanzenarten und –Sorten bezogene Strukturvielfalt. Hinzu kommt eine beträchtliche raum-zeitliche Dynamik, die auch aus dem Wesen des Menschen genährt wird. Daher kann man sich in gut aufgebauten Permakulturbetrieben wie in einem botanischen Garten fühlen – und befindet sich doch in intensiv genutzter Gartenlandschaft wo zu keiner Zeit bestimmte Bereiche brach liegen. Eher kann man von einer Art produktiver Misch- und Dauerbrache sprechen. Es muß eben auch nicht jede Art oder Sorte dauernd dort Höchstleistung bieten! Die Übernutzung der Standorte wird durch die Heilwirkung für den Boden der in Mischkultur angebauten Pflanzen vermieden.

Kulturarten und –Sorten wachsen zudem in Gegenwart der Wildpflanzen, und letztere werden in die Nutungskonzeption von vornherein integriert. Daher ist es erforderlich, dass sie den Gärtnern und Pflegern bekannt sind. Somit wird durch Permakultur die regionale Biodiversität nicht auf Sonderflächen vertrieben. Ein Grund, sogenannte Schutzgebiete anzulegen entfällt. Regionale Artenvielfalt erhält damit weit mehr Raum für ihre Entfaltung als es Schutzgebiete als Sonderflächen bieten könnten.

Indem Wildpflanzen zum Gefüge des Permakulturgartens selbstverständlich hinzugehören, dürfen diese ihre Bevölkerungsdynamik ausleben. Was das bedeutet? Wildpflanzen kommen und gehen einfach! Wer einen Garten pflegt wird über die Jahre einen ständigen Wandel der Artenzusammensetzung erkennen. Nimm´ Dir die Zeit, diese Pflanzen genauer anzusehen und herauszufinden, was sie leisten! Vermutlich geht es Dir wie uns: diese Pflanzen wirken meist wie passend. Sie bringen Heilwirkung in den Garten, die gerade dort gebraucht wird, wo Du zu Hause bist! Dann mach´ es wie Eicke Braunroth und vor ihm Generationen kundiger Gärtnerinnen – nimm´ davon und verzehr´ die kleine Kräuterernte als Heilkräuter für Dich oder Deine Familie! Nächstes Jahr sind wieder andere Kräuter da – und manche bleiben natürlich immer da, weil sie dauend gebraucht werden, wie Löwenzahne (es gibt viele Arten davon – alle gesund!), Giersch und Brennnessel. Bemerkenswert genug, dass es nie gelingt, die Beete von denen wirklich sauber zu bekommen! Oft zählt auch noch der Schachtelhalm dazu.

Die Pflanzen blühen, fruchten, treiben aus wie es gerade kommt, und alles durcheinander. Wenn der Garten erstmal in Gang gekommen ist wird also reichlich produziert und der Überschuß besteht oft aus Ästchen und Blattwerk, die schon verrottend alles verdecken. Dann kommt der Mensch und indem er dieses Substrat dort entnimmt, wo es zuviel wird, gibt er es an bedürftigen Stellen als MULCH in den Lebenswirbel zurück!!! Vom Mulchmaterial kannst Du gar nicht genug bekommen. Seine Verwendungsmöglichkeiten zeigen Dir, dass es keinen Abfall, nichts Überflüssiges dort im Garten gibt. Hier verwenden wir die auf den ersten Blick in ihrer Menge störenden Stechginster, und die vielen Zistrosen ebenfalls als Mulch. Es ist zäher Gehölzmulch und man kann gut auch kleine Schutzdächer für Jungpflanzen gegen zu starke Sommersonne aus ihm bauen. Der Stechginster taugt sehr gut dazu empfindliche Jungpflanzen mit einem abwehrenden Geflecht gegen vorwitzige Kaninchen zu versehen. Ihnen ist in der derzeit noch bestehenden Mangellandschaft des Alentejo noch nicht so recht nahezubringen, zarte Pflanzen mit Blick auf eine bessere Zukunft erstmal zu verschonen. – Das ändert sich ja!

Anders als unsere heutige, nur zeitlich befristete doch fürs Ganze schon sehr gefährliche Art der Landnutzung, kommt Permakultur ohne künstliche Dünger oder Klärschlamm, ohne Agrochemie, und ausdrücklich ohne massive wiederkehrende maschinelle Eingriffe aus.

Lebenswirbel im Garten und in allem Nutzland entfalten! Es gibt keine in sich geschlossenen Kreisläufe. Der Irrtum mit dem Kreislauf entsteht nur, wenn man die Lebensspirale der Evolution nur entlang ihrer Raumachse betrachtet. In jedem Moment spielt Evolution, alles schreitet fort zu Neuem, Leben entfaltet und erweitert sich von Generation zu Generation.

Mit recht betriebener Permakultur kann man sich kein „schnelles Geld“ verdienen. Gerade bei ausgelaugten Standorten, wo auch die Wildflora und Fauna gestört oder verschwunden ist, kann es einen längeren Atem erfordern, bis die volle Nutzbarkeit der Anlagen sich sowohl wirtschaftlich als auch ästhetisch auswirkt. Doch wird man absehbar sehr wirksam für ein Ganzes, das der guten Gemeinschaft der Menschen dient.

Nahrung für alle und belebenswerten Lebensraum schafft sie erst, wenn m i n d e s t e n s f a s t alle Menschen darin eine Rolle spielen. Daher ist Permakultur umfassend sozial und bewirkt in vielen heutigen Gesellschaften absehbar grundlegende Veränderungen. Hierin besteht einer der Gründe, warum Permakultur noch nicht weiter verbreitet ist. Man scheut sich vor den erforderlichen Umstellungen. Die Erkenntnis um deren Erfordernis ist noch nicht überall angekommen. Eine schöne Zukunft sieht so aus: Permakulturelle Gartenpflege gehört zum Regelangebot der Schulen, und zu jedem Alter. Die Waldorfschulen und manche staatliche Schulen machen es schon. Intensive Gartenarbeit gehört für viele Menschen entweder zum Luxus, weil sie ansonsten nicht ausgelastet sind, oder zu etwas, das man dringend vermeiden sollte. Dabei kann man sich mit gesundem Boden garnicht richtig dreckig machen. Gesunder Boden lebt und duftet. Wenn Du ihn anschließend abwäschst, bist Du sauberer als zuvor.

Sollten Kohle und Erdöl und deren Folgeprodukte ausgehen, so gereicht das der Permakultur nicht zum Schaden, sondern lässt ihren Wert erst recht hervortreten. Denn Permakultur bedarf ihrer nicht.

Technische, maschinelle Maßnahme mag heute mit Maß und auf gute Vorerkundung gegründet eingesetzt werden - dienlich zu rascherem Umbau vom bestehenden Monoton-Fremden weg - und zu Dauerkultur hinführend. An der Einhaltung jenes „Maßes“ ist die wohlverstandene, nachhaltig gedeihliche Permakultur leicht erkennbar – oder besser kann ich auch sagen: erfühlbar.

Einmalige maschinelle Eingriffe kommen in Betracht, wenn Lebens- und Nutzungsbedingungen durch vorhergehende Ausbeutung stark beeinträchtigt sind oder wenn Kleingewässer angelegt werden sollen. Diese technischen Anlagen erfordern jeweils eine sehr genaue Prüfung der Standortbedingungen, u.a. der Standfestigkeit des Geländes und – als Kennzeichen der Permakultur besonders wichtig – auch der ästhetischen Wirkung. Gewachsene Natur ist fast ausnahmslos „schön“. Es mag eine wilde Schönheit sein, wie sie zum Beispiel einem alpinen Murengang entspricht, der über Jahre der ästhetischen Erdformen die Schönheit der dort sich wieder entfaltenden Pflanzen und Tiergemeinschaften hinzufügt. Oder es mag eine sanfte Schönheit sein, beispielhaft verkörpert durch die ausgedehnte Weidelandschaft der Niederung des Flusses Allier in Mittelfrankreich mit ihren mächtigen alten Eichen und Eschen eingestreut in die blühenden Wiesen und nasse Senken mit Knickfuchsschwanz, die den Mutterkuhherden als Tränke dienen.

Maschinengerechter Wege bedarf es erst in unserer Zeit. Zu Permakultur in angemessener menschlicher Gemeinschaft sind sie garnicht nicht erforderlich. In größeren Betrieben mögen kleinere Maschinen eingesetzt werden, um die Materialien zu bewegen, auch die Erzeugnisse zum Lager und Verteilungsort zu schaffen. Das muß eine Zeitlang so bleiben, so lange so wenige Menschen mit dem Garten und ihrer eigenen Nahrung zu tun haben. Vom Wesen her gehören schmale Pfade ins Permakulturgefüge, geeignet für Menschen-betriebene Karren. Aber das mutet wohl zu rückschrittlich an?

Sobald der Mensch mit Maschinen Bauwerke, wie Dämme oder Wege in die Landschaft ziehen möchte, sind sie aus Sicht der Permakultur darauf hin zu prüfen, ob sie zur gewachsenen Landschaft passen. Gegen diesen Grundsatz wird oft verstoßen: Man findet dann Dämme, künstliche stehende und fließende Gewässer, die das Landschaftsbild entstellen. Die obere Donau zwischen Straubing und Vilshofen hat aus ihrem einstigen Zustand genau dieses Horrorszenario erfahren. Das gibt es leider auch als Ergebnis von Maßnahmen, die unter Permakultur laufen (aber sensu guter Permakultur nicht dazu gehören). Sobald und besser zuvor das ästhetische Ensemble gestört wird ist der technische Ansatz zu ändern! Schlimmstenfalls ist die Maßnahme zurück zu bauen – und das sollte allein der Kosten wegen vorher vermieden werden. Wenn man in der Landschaft etwas schaffen will, kann es hilfreich sein, die Maße von Bauwerken durch Holzgestelle zu veranschaulichen. Dann wird man von der zuvor kaum vorstellbaren Dimension vielleicht doch zu anderen Gestaltungswegen finden!

Permakultur ist dem menschlichen Wesen eingeschrieben wie keine andere Art des Umgangs mit Land, Boden, Luft und allen lebenden Wesen einschließlich seiner selbst.

Wenn es um Ästhetik und Wirksamkeit geht, spielt darin auch Feng Shui eine Rolle? Die ursprüngliche Permakultur (nicht so bezeichnet, aber von Urvölkern so betrieben) genügte mit Sicherheit diesen Prinzipien. Seit den Anfängen der „Entdeckung der Permakultur durch die westliche Welt“ (Bill Mollison und weitere Pioniere dieser Idee) gehören diese Ideen dazu. Viele Landschaftsgärtner verbinden beides.

Wie Permakultur ist
Feng Shui ein Ausdruck menschlichen Wesens.

Permakulturelles Wesen kommt in allen menschlichen Lebensbereichen zum Ausdruck, sobald Du Deinem menschlichen Wesen konsequent lebst. Gleich ob sie als Wort ausgesprochen oder überhaupt als solche bekannt ist. Menschen lassen an ihrer Gestalt und ihrer gesamten Art und an den Werken erkennen, die und wie sie sie verrichten, wie weit sie sich ihrem Selbst bereits genähert haben.

Permakultur erfordert zuallererst Einfühlungsvermögen, und höhere Schulbildung kann ihrem Gelingen dienen. Sie wird jedoch nicht gedeihen, solange Neurosen, Angst und zwanghaftes Festhalten an der Ich-betonten Selbstverhaftung bei den Menschen wirken. Deren Entstehung verdanken wir nicht zuletzt unserem Bildungsalltag. Permakultur gedeiht durch das Dienen im Kleinen, und das Vergolden des Werks besteht im übertragenen Sinn und weniger im Geld. Permakultur passt zum und dient dem notwendigen Heilungsprozeß vom Ich.

Soweit es in Zukunft noch Krankenhäusern bedarf wird man sie in Gärten integrieren. Sobald die Patienten aus den Betten können, erhalten sie ihnen angemessene Gartentätigkeit als Arznei zugewiesen. Dann werden aus steril duftenden Krankenhäusern mit ihrer typisch dumpf-stockenden Luft, duftende, grünende Gesundheitsgärten. Du spürst es schon im Namen, dass eine Anstalt ihr Wesen geändert hat – es duftet nach gesunder Erde. Heilerde innerlich wie äußerlich verschreiben! – Sogar die Ärzte werden mit den Patienten im lebensvollen Treibhaus oder unter frischer Luft gemeinsam tätig – Krankenschwestern und Pfleger sowieso(!). Und dieses folgende Bild wirkt vielleicht einen Moment atemberaubend? Du siehst in diesem Zukunftstraum Patienten und Gärtner an der Fassade kraxeln, um dort die integrierten Pflanzschalen und die hängenden Kleinwassergärten – wie in Südfrankreichs Natur die Kalksümpfe an steilen Felsen sachte sprudelnd – zu pflegen, und Kiwis und Weintrauben zu ernten! Ja, auch auf den Dächern siehst Du sie turnen, wo blütenreiche Wiesen Heilkräuter zu Hauf bieten. Welche Freude, dass der Gesundheitsgarten eine ansehnliche Fülle Grundnahrung aus Salaten, Gemüsen, Wurzeln, Nüssen und Früchten für seinen Bedarf selbst erzeugt, und Heilkräuter auch, statt sie aus Massenfarmen beziehen zu müssen und auf teure Apothekenware von irgendwoher angewiesen zu sein. Das ist ein Bild eines für sich und darüber hinaus wirkenden Lebenszirkels. Wer da als gesund entlassen wird – er kann ja auch noch eine Zeitlang dort Nachpflege für sich und andere im Garten beitragen – der ist weitergehend und nicht nur körperlich geheilt. Der Garten gab etwas zur Heilung der Seele dazu. Wie die Luft nun anders duftet wird auch die Qualität dessen, was wir so trockenbürokratisch Arbeitsplatz nennen aufgewertet – der Arbeitsplatz Gärtner/in im Gesundheitsgarten sein zu dürfen. – Wie viele unserer Krankenhäuser liegen schön eingebettet in Parkanlagen und Rollstühle fahren unter alten Bäumen dahin. Wieviel mehr könnte da wirken! Das Potential ist schon da, und den Gesundheitsgarten zu schaffen braucht es nicht viel! Der Permakultur-Art gemäß geht das sukzessive in kleinen oder größeren Schritten was Struktur und Finanzen zu lassen, doch vor allem, was die beteiligten Menschen schon als wünschbar erkennen!

Permakultur gedeiht in menschlicher Gemeinschaft, die zum mindesten beschlossen hat, sich von wechselseitig forderndem oder anhaftendem Konditional - „dann – wenn“ zu befreien. Permakultur begleitet den Lernprozeß. Wie das geschieht ist eine eigene Betrachtung wert. Verkürzt kann das so lauten:
Indem Permakultur die Beteiligten in den schöpferischen Vorgang
der Garten- oder Waldidee einbindet
und die handfeste Arbeit mit der Erde zur praktischen Ausführung der Idee führt,
erlaubt sie den beteiligten Menschen,
Abstand von sich selbst zu finden.
Nach getaner körperlicher Arbeit werden die wesentlichen Fragen wieder erkennbar und Auseinandersetzungen mit anderen oder sich selbst heilbar, die zuvor als schwer überwindbare und aus entfernterer Sicht fast stets als kleinlich erkennbar waren.

Permakulturelle Gestaltung einer Landschaft ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Darin hat jede/r der Beteiligten einen Aufgabenbereich, den es verantwortlich fürs Gesamte zu gestalten gilt. Die Gemeinschaft braucht das Vertrauen, dass ein/e jede/r das schafft. Selbst scheinbare Fehler entstanden der Mosaikhaftigkeit zufolge Fehler nur an Elementen ohne das Ganze dadurch zu gefährden. Vielleicht – und eher wahrscheinlich – wird die Gemeinschaft sogar aus diesem Fehler lernen um später Schlimmeres zu verhüten. Das ist für die Permakultur-Gärtner eine besondere Herausforderung. Ihnen kommt die Funktion des Bündelnden zu. Ideen, verschiedene Aufgaben und Aktivitätsbereiche und persönliche Befähigungen und Wünsche gilt es zu berücksichtigen. Da kein Mensch „immer“ am gleichen Platz sein wird – irgendwann geht jede/r mal (!) – ist es selbstverständlich, dass der Planungs und Umsetzungsvorgang sowie alle weitere fortführende Pflege eine Gemeinschaftsaufgabe ist. Ein Werk, das von der Idee einer Person allein getragen ist, die den Auftraggebern oder einer Gruppe vorgeben wird, kann keine gelingende Permakultur werden. Die anschließend noch da sind haben zu wenig von der fremden Idee aufnehmen können, und ihre eigenen Ideen, Zweifel und Fragen bekamen keine Antwort - und so verwaist das Werk. Nicht so in der Permakultur.

Der Mensch ist in der Permakultur Mit-Wirkender. Er hat im Permakulturgefüge die Aufgabe, die lebendigen Gemeinschaften achtsam zu lenken und weit reichende, aufbauende Vorgänge anzustoßen. Er ist Mit-Organismus.

Jeder Mensch wird als Ausdruck der schöpferischen Vielfalt diesem Auftrag früher oder später gerecht.


Wer weiteres über Haliotis´ Permakultur erfahren möchte, durch Bilder vom Projektort Haliotis in Südportugal bereichert, schaue hinein in

- Natürlich Leben, Heft 6/2007 der Zeitschrift (www.BFGeV.de) sowie weitere im Jahrgang 2008,

und in

Natürlich Gärtnern, Heft 51/4/2008, 7-72: Reinigung oder Humusaufbau? Wege zu einem grünen Südeuropa




Aus Momente wahren Lebens, 2008, BoD-Verlag, in 2. Auflage:
Winter, Werden und Gedeihen

Heute. - Erdbraun ruht der Teich.
Du, Erdbraun, bist das Blut der Landschaft,
Das Wasser wollte dazu Dir der Segen sein!

Erdbluten nicht länger geschehen lassen!
So mein Wunsch,
Meine Frage und eine Hoffnung zugleich.

Was zu tun sei: Ideen sandte dazu der Schöpfer.
Sind sie rein empfangen?
Unverstellt und nicht vom Ich verbogen und begrenzt?

Kleines sodann dem Großen und Ganzen diene!
So genügt als einzige Garantie,
Dass es wirke,
Dein Tun!

Ideen beflügeln einander,
Da Liebe sie empfängt gesellt Idee sich zu Idee.
Fröhlicher Schöpfergesang in unendlicher Fülle.

Deine Ideen nun suchen die Nahrung
Des Werdens und Wirkens.
Deinen Traum wachend entgegennehmend –
Regt sich gar schon weiteres Leben?
- - -


D e r e i n s t, nach Jahren und
wie eh´ und je des Winters auch:
Nach heulendem Sturm und Wassersturz
Gehst Du erneut zum Teich.

Still nun ruht er – und klar.
Klar bis auf den lebendig bewegenden Grund!
In tausend und abertausend feinen Zirkeln
Bewegt sich zugleich das Erdenblut.
In den Böden, und feiner noch,
In allem Pflanz´ und Getier.

Das Wasser dazu dient als himmlischer Segen
Ausdruck höchsten, unnennbaren Glücks -
und Wirkstoff geworden.

Werden und Wirken -
Der ewige Kreis ist dankbar geschlossen!


Ein Beitrag von Bernd Gerken über Permakultur findet sich in Heft 6/2007 der Zeitschrift Natürlich Leben, herausgegeben bei www.BFGeV.de.

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